Teil 3/3 zum Thema Verwöhnung und Erziehung
Dies fungiert als einen kurzen Erziehungsratgeber und hat kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Literatur: Reinhold Ruthe, Verwöhnt – bestraft fürs Leben, 2010 Brunner Verlag Basel, Giessen
1. Erziehung - eine Frage der Haltung
Gesunde oder gute Autorität wird oft falsch verstanden. Jemand der autoritär auftritt hat nicht die Eigenschaften, die guter Autorität zugrunde liegt. Dies nennt sich autoritativ. Leider ging mit der Gegenbewegung der Autoritären-Erziehung die autoritativen Eigenschaften unter und es bildeten sich die Irrtümer der antiautoritär-liberalen Erziehung:
Mythos der grenzenlosen Freiheit, uneingeschränkte Selbstbestimmung und Nachgeben um jeden Preis
Liberal wurde mit Gleichgültigkeit gleich gesetzt und der generellen Ablehnung von Erzieherischen Zielen
Die Leugnung des Überlegenheits- und somit auch Verantwortungsgefälle zwischen Kind und Erwachsene und dessen Verzicht zur Macht, Lenkung und Beeinflussung und somit der Orientierungshilfe
Das Erwachsenenbeziehungen ein Modell für Kinder-Erziehung wäre
Wichtig ist auch zusehen, das dies zu Recht auf die Ablehnung der schlechten autoritären Erziehung mit Bevormundung, Zwang und Härte zurückzuführen ist. Nur leider als extreme Gegenbewegung auf ein anderes Extrem. Wenn etwas extrem Schlecht ist, ist sein Gegenteil nicht zwingend extrem gut!
Gesunde Autorität – Autoritativ erziehen
Wahre Autorität braucht keine typischen Machtmuster, sondern zeigt sich als Wertevermittler. So wird sie freiwillig akzeptiert. Sie ist ermutigend, nicht entmutigend.
Wenn wir von Autorität sprechen, müssen wir auch von Gott als die wahre souveräne Autorität in Sinne von Autoritativ sprechen. Gott ist die Wahrheit und das ist wahre Autorität. Sie ist das Fundament vom christlichen Glauben. Dass die Kirchengeschichte zeigt, dass auch diese Autorität missverstanden werden kann, ist unbestritten. Doch Gläubige glauben zum Glück nicht an Christen, die Autorität falsch verstehen und Kirche missbrauchen können, sondern an Jesus und der ist der Ewige und einzige Souverän. Nur er vermag mit Liebe so zu überzeugen, dass seine Autorität freiwillig angenommen wird.
Die Standpunkte von Autorität ausgehend von Gottes Souverän und christlicher Nächstenliebe sind folgende:
Orientierung, Vorbild und Leitung
Verantwortung und Verbindlichkeit
Überzeugung durch Echtheit
Ausgeglichenheit und Selbstbeherrschung (gesunder Selbstwert)
Werte und Gewissen
Ermutigung
Orientierung, Vorbild und Leitung, statt Fremdbestimmung, sie fördert und verführt nicht
Autorität lat. augere = mehren, fördern, entwickeln; Autorität will Bildung, Wissen vermitteln und vermehren. Forderung fördert. Manipulierende Macht verführt zum Eigennutz. Vorbilder sind selbst Abbilder eines Urbilds; im besten Fall von Gott, im Sinne von Gottes Nachfolger. Eltern sind Vorbilder des Handeln und Tun für Kinder. Kinder schauen sich alles ab. Charaktereigenschaften, Handeln und Lebensweisen werden übernommen oder abgelehnt und gegensätzlich gelebt. Das Tun lehrt und prägt stärker als Worte. Menschen mit Autorität sind «wie das Licht für die Welt, wie eine erleuchtete Stadt auf dem Berge».
Verantwortung und Verbindlichkeit sind Nächstenliebe
Auch hier wer Verantwortung und Verbindlichkeit lehren will muss mit Vorbild voran gehen. Wer Verbindlich lebt kann sich selbst festlegen und Standpunkt beziehen. Sie werden berechenbar, zuverlässig, können überzeugen und haben Profil. Sie bleiben stet in ihren Meinungen, können sich aber einsichtig und weise ändern, wenn sie falsch liegen. Bei Verantwortung übernehmen wir für etwas Schuldigkeit, denn da steckt das Wort Antwort drin. D. h. wir müssen uns vor jemandem ver-antworten, rechtfertigen, wenn wir nicht sorgsam mit unserer Verantwortung umgehen. Verantwortung wird von jemandem an jemand anderen übertragen. Man kann keine Verantwortung klar be-antworten, wenn man nicht weiss von wem sie kommt. Wenn wir wissen, dass alles von Gott kommt, wissen wir wie der Massstab unserer Verantwortung aussieht.
Dieser heisst: „Du sollst den Herrn deinen Gott lieben aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Gemüte“, spricht der Herr, „dies ist das grösste und erste Gebot. Das andere aber ist diesem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Matt. 22, 37-39).
Dies ist der «Generalschlüssel» für ein friedliches Zusammenleben. Nächstenliebe beinhaltet Achtung, Respekt, macht andere nicht abhängig und will kein schlechtes Gewissen beruhigen. Sie kümmert sich uns sieht andere gleichwertig.
Menschen die unverlässlich, unverbindlich und vage bleiben, werden schnell unberechenbar, nicht vertrauenswürdig und wirken unecht. Sie bleiben ihre Antwort schuldig. Solche Leute mogeln sich durchs Leben, werden unglaubwürdig und wirken alles andere als autoritär.
Überzeugung, statt Überreden, Authentizität
In der Überzeugung steckt das Wort Zeuge. Das ist der Unterschied der die Begegnung auf Augenhöhe möglich macht. Nur wer echt ist kann auch überzeugen was Wahrheit ist. Gefühle, Denken und Handeln sind identisch. Er ist frei und unabhängig. Seine Sicherheit ruht in ihm, das weckt Vertrauen, trägt Verantwortung, zwingt sie nicht auf.
Autorität aus dem Selbstwert, statt Minderwert, daher Ausgeglichenheit und Selbstbeherrschung
Durch Minderwertigkeitskomplexe kann eine herrschende Macht die Überkompensation sein. Guter Selbstwert überzeugt durch gesunde Kooperation.
Selbstbeherrschung lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, bleibt sachlich. Sie respektiert sich und darum andere. Falsche Autorität diskutiert, steigt in den Machtkampf mit ein, straft und fordert Gehorsam. Echte Herrschaft bleibt bestehen, trotz Schwäche und Fehler, sie muss nicht bewiesen werden, kann sich stellen und nicht angezweifelt werden. Sie verbindet, wirkt ausgleichend, findet Kompromisse und beruhigt. Innere Stärke muss sich nicht stark zeigen.
Werte und Gewissen
Egoismus ist (fast) gewissenlos, darum wird manipuliert und sich rigoros durchgesetzt. (Schlechtes) Gewissen hat mit Werten zu tun. Heute will man lieber mit guter Gesundheit und Fitness ein reines Gewissen haben, statt sich den biblisch moralischen Themen wie Schuld, Sünde, Unrecht und Lüge zu stellen. Gesunde menschliche Autorität kennt die wahre Autorität und seinen Platz in der Welt. Der Mensch allein ist nicht der Mittelpunkt. Wer Herz hat, hat ein Gewissen.
Ermutigendes Lob
Souveräne Autorität braucht nicht selbst den Mittelpunkt, sondern kann Gutes benennen, Leistung sehen, anerkennen und Gelungenes zur Sprache bringen. Sie kann Verdienste hochheben und Zufriedenheit in Worte fassen. Sie kann ermutigen. Lob braucht unvoreingenommene und uneigennützige Nüchternheit um echt zu wirken.
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